Sicher unterwegs mit der richtigen Lawinenausrüstung

Für Touren abseits der gesicherten Pisten ist die nötige Sicherheitsausrüstung unumgänglich. Dabei wird zwischen Standard-Notfallausrüstung, erweiterter Notfallausrüstung und individueller Zusatzausrüstung unterschieden. Weiter unten findest du eine Checkliste, was du alles auf deiner Tour mit dabeihaben solltest.

 

  • Die Standard Lawinennotfallausrüstung
    • LVS Geräte
    • Lawinenschaufeln
    • Lawinensonden
  • Die erweiterte Notfallausrüstung
  • Die individuelle Zusatzausrüstung
    • Lawinenrucksack
    • Die unterschiedlichen Lawinen-Airbag-Systeme
    • Die richtige Rucksackgröße
    • Gut zu wissen
  • Checkliste: Lawinennotfallausrüstung

 

In aller Deutlichkeit sei gleich zu Anfang darauf hingewiesen, dass auch die hochwertigste und modernste Ausrüstung nutzlos ist, wenn nicht eine solide Ausbildung vorangeht, ein gutes Risikomanagement praktiziert und das Verhalten bei einem Lawinenunfall trainiert wurde.

 

 

Daher die dringende Empfehlung an jeden Wintersportler, sich durch Lawinenkurse und Fachliteratur mit der Thematik vertraut zu machen, um so die Gefahren realistisch beurteilen und das Risiko eines Lawinenunfalls reduzieren zu können!

 

DIE STANDARD LAWINEN AUSRÜSTUNG


Die Standard-Notfallausrüstung, bestehend aus Lawinenverschütteten-Suchgerät (LVS), Sonde und Schaufel ist grundsätzliche Norm beim Touren und muss von jedem Tourengeher zwingend und vollständig mitgeführt werden. Die Ausrüstung ist Voraussetzung, um bei einem Lawinenabgang Verschütteten Hilfe leisten zu können.

Außerdem bietet die Ausrüstung bei eigener Verschüttung die Chance, gefunden und geborgen zu werden.

 
 

LVS Geräte

Nach dem aktuellen Stand der Technik verfügen LVS-Geräte (Lawinenverschütteten-Suchgeräte) über drei Antennen und sind hinsichtlich Geschwindigkeit, Klarheit und Genauigkeit gegenüber Geräten mit weniger Antennen deutlich im Vorteil. Die meisten Hersteller bieten neben einem Top-Modell ein preisgünstigeres Basis-Modell an. Die Top-Modelle verfügen über Spezialfunktionen, die bei Mehrfachverschüttungen auf engem Raum zu einem schnelleren Ortungserfolg verhelfen können.

Ausgespielt werden können diese allerdings nur von sehr geübten Anwendern. Die Software vieler LVS-Geräte ist mittlerweile updatefähig, bei manchen Geräten auch von ZUhause aus. Daher empfiehlt es sich, zu Beginn des Winters beim Fachhändler prüfen zu lassen, ob noch die aktuellste Version installiert ist.

 

Bei der von den Herstellern angegebenen Reichweite und Suchstreifenbreite ist Vorsicht geboten, da diese Werte bei ungünstiger Kopellage häufig bei weitem nicht erreicht werden. Es gibt zwar Unterschiede zwischen den Verschüttungs-Suchgeräten, doch ist die reine Reichweite nicht das einzige Kriterium für die Güte des Gerätes in den Phasen der Signal- und Grobsuche. Bei allen Instrumenten sollte von einer Suchbreitenstreife von 20 Metern ausgegangen werden. Zu Beginn jeder Tour ist das LVS-Gerät einzuschalten und ein LVS-Gruppen-Check durchzuführen.

 

Die Handhabung jedes LVS-Gerätes sollte durch gezieltes und intensives Training geschult werden. Denn trotz aller technischer Raffinessen, ist jedes Gerät nur so gut wie sein Benutzer! 

 

Lawinenschaufeln

Lawinenschaufeln sollten ein Blatt aus Aluminium besitzen. Sie unterscheiden sich durch mehrere Merkmale. Die Größe des Schaufelblattes ist entscheidend dafür, wie viel Schnee pro Hub abtransportiert werden kann. Ein Blatt mit den Maßen 28×25 cm ist groß und gut, während 21×21 cm bereits etwas zu klein sein kann, um damit noch effizient schaufeln zu können.

Schaufeln mit verlängerbarem Stiel sind denen ohne diese Funktion überlegen. Bei einigen Modellen kann das Schaufelblatt auch als Hacke montiert werden, wodurch die Schaufel vielseitiger in der Anwendung wird. Zur guten Verstaubarkeit im Rucksack eignen sich Modelle am besten, bei denen das Verbindungsstück am Schaufelblatt – dort wo der Stiel eingeschoben wird – weniger aufträgt.

 

Zum variablen und vielseitigen Einsatz gibt es unterschiedliche Schaufeln. Solche, die zum behelfsmäßigen Pickel umgerüstet werden können, Modelle, die eine Schneesäge integriert haben und Schaufeln, die für den Bau eines Rettungsschlittens vorbereitet sind.

 

 

Lawinensonden

Lawinensonden sollten über ein Schnellspannsystem verfügen und eine Mindestlänge von 240 cm besitzen. Bei großen Verschüttungstiefen sind noch längere Modelle von Vorteil. Abgesehen von ultraleichten Modellen unterscheiden sich Alu-Sonden bei gleicher Länge nur unwesentlich in Durchmesser und Gewicht. Eine Lawinensonde mit 240 cm wiegt um die 250 g. Carbon-Modelle sind etwas leichter. Hier sollte beim Kauf vor allem auf Robustheit und einfaches Handling geachtet werden und nicht auf das Gewicht. Die angeschriebene Verschüttungstiefe ist eine wertvolle Information für die Strategie beim Ausgraben.

 

 

 

 

 

LVS-Gerät, Sonde  und Schaufel im Set-Preis

Beim Thema Sicherheit gibt es keine Kompromisse. Natürlich gibt es viele verschiedene Möglichkeiten zur Zusammenstellung eines LVS-Sets, je nachdem was du benötigst. Mit dem Set-Konfigurator kannst du Schaufel, Sonde und LVS-Gerät  selbst kombinieren. Außerdem bieten wir dir vorausgewählte Sets an, welche perfekt Abgestimmt sind.

 


 

 

DIE ERWEITERTE NOTFALLAUSRÜSTUNG


Diese Gegenstände müssen nicht zwingend von jedem einzelnen mitgeführt werden, sollten jedoch in Gruppen mehrfach vorhanden sein. Zur erweiterten Notfallausrüstung gehören unter anderem ein Smartphone (inklusive der regionalen Notrufnummern), Biwaksack und ein Erste-Hilfe-Set.

 

 

DIE INDIVIDUELLE ZUSATZAUSRÜSTUNG


Die Zusatzausrüstung stellt lediglich eine persönliche Ergänzung zur Standard-Notfallausrüstung dar!
 

Lawinenrucksack

Es gibt Lawinenairbags mit Ballons von 150-200 Litern Volumen. Diese reduzieren in fließenden Lawinen das Risiko einer Totalverschüttung. Nach dem Prinzip der inversen Segregation – große Gegenstände gelangen an die Oberfläche und kleinere eher in untere Schichten – besteht für den Wintersportler eine größere Chance auf eine geringe Verschüttungstiefe, eine Teilverschüttung oder gar eine Nicht-Verschüttung.

Während dem Lawinenabgang muss das Airbag-System manuell durch Zug an einem Handgriff ausgelöst werden. Für die Füllung der Ballone gibt es derzeit zwei unterschiedliche Verfahren. ArvaABS, Mammut, Ortovox und Scott arbeiten mit Druck-Patronen, die über ein Ventilsystem die Ballone mit Gas füllen und dabei Umgebungsluft mit ansaugen. Jeder Hersteller hat dabei sein eigenes System mit zugehörigen Patronen entwickelt.

 

Lawinenausrüstung

 

Pieps und Black Diamond setzen bei ihren Produkten das JetForce System ein, das durch ein akkubetriebenes Düsengebläse Umgebungsluft ansaugt, verdichtet und so die Ballons füllt.

 
 

Die unterschiedlichen Lawinen-Airbag-Systeme

Druckluftpatronen (aus Stahl oder leichtem Carbon) stehen grundsätzlich als günstigere Variante zur Verfügung. Nach einer Auslösung müssen sie wieder befüllt werden. Flaschen mit dem Vermerk „selbst nicht nachfüllbar“ können direkt bei uns im Shop zurückgegeben werden.  Unbedingt bei den Flaschen den Deckel der alten aufbewahren, da nur dann Pfand auf die Flaschen ist.  Für ca. 25 € bekommst du direkt über uns eine neue Flasche. „Selbst nachfüllbare“ Modelle werden durch den Fachhändler, bei Tauch- oder Paintballshops nachgefüllt. Sie sind aus Aluminium gefertigt und schwerer, als die „selbst nicht nachfüllbaren“. Rucksäcke mit Druck-Patronen-System werden – außer bei SCOTT – generell ohne Patrone geliefert. Diese muss man separat kaufen.

JetForce-Systeme sind gegenüber den Druckluftbetriebenenen Sytemen etwas schwerer. Sie haben dafür den entscheidenden Vorteil, dass bei ihnen zu Übungszwecken mehrmalige Testauslösungen möglich sind. Der Ballon kann unkompliziert selber wieder verstaut werden. Beim Kauf eines Rucksacks mit JetForce System wird dieser betriebsbereit geliefert.

Unser Set-Konfigurator am Anfang der Seite hilft Dir, die passende Patrone zum Rucksack-Airbag-System zu finden und ermöglicht den Kauf zum reduzierten Set-Preis.

 

 

 

Mehr Informationen zu den Lawinen-Airbag-Systemen der einzelnen Hersteller findest du in unserem Blogbeitrag → Wie funktionieren Lawinen-Rucksäcke: Überblick aller Airbag Systeme

 

Die richtige Rucksackgröße

Dein Lawinenrucksack sollte je nach geplantem Einsatz entsprechend gewählt werden. Zum reinen Freeriden und für kurze Tagestouren sind 15-20 Liter zu empfehlen. Für längere Tagestouren, bei denen evtl. Steigeisen und Gletscherausrüstung mitgeführt werden, eignen sich Rucksäcke mit 21-30 Liter. Mehrtagestouren mit viel Ausrüstung, erfordern Rucksäcke mit einem Volumen von 31-45 Liter. Bei den Herstellerangaben zum Volumen ist nicht immer eindeutig, ob das Volumen mit oder ohne Airbag-System gemessen ist. Um ganz sicher zu gehen, dass die gesamte Ausrüstung Platz findet, hilft ein Besuch im Fachhandel.

 

Gut zu wissen

In einigen Modellen ist bereits ein Rückenprotektor integriert bzw. kann dieser nachgerüstet werden. Auch die Form des Auslösegriffs kann für den Kauf entscheidend sein. Denn die Bedienung mit Fäustlingen ist bei Modellen mit T-Griff schwieriger, als bei Griffen mit einer runden Geometrie.

Die Lawinenrucksäcke sollten regelmäßig einer Wartung unterzogen werden. Nicht nur die Akkus der JetForce Modelle müssen geladen werden, sondern in der Regel empfehlen die Hersteller mindestens einmal jährlich eine Probeauslösung durchzuführen, um die korrekte Funktion zu überprüfen.

Hierfür empfiehlt es sich, die Betriebsanleitung des Sicherheitsproduktes durchzulesen und den Empfehlungen nachzukommen.

 

 

 

CHECKLISTE: LAWINENAUSRÜSTUNG


  • LVS Gerät
  • Sonde
  • Schaufel
  • Erste Hilfe Set
  • Handy (Flugmodus)
  • Biwaksack
  • Karte
  • Rucksack oder Lawinenairbag

 

Mit unserer Packliste für Tages-Skitouren hast du den perfekten Überblick, was du alles dabei haben solltest. Je nach Witterung, Tour und eigenen Präferenzen muss sie angepasst werden. Für Mehrtagestouren, sowie bei Gletscherbegehungen und Skihochtouren ist selbstverständlich noch weitere Ausrüstung erforderlich. Hier findest du unsere Packliste auch als PDF Datei zum Download.

 

Zum Abschluss kannst du hier im Relive die erste folge ABS.EITS Interviewserie mit Felix Neureuther und Michael Larcher zum Thema Lawinensicherheit sehen:

 

Skitouren sind deine große Leidenschaft? Bleib mit diesen Artikeln und mit unseren Tipps im Thema:

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